Alkoholprobleme bei Straftätern mit und ohne Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung

Die ADHS zählt mit einer Prävalenz von 3,5% auch im Erwachsenenalter zu den häufigen psychischen Störungen. Eine Vergesellschaftung der ADHS mit Substanzmissbrauch und kriminellem Verhalten konnte in zahlreichen Studien nachgewiesen werden. Daher ist dieses Störungsmuster insbesondere bei der Begutachtung von Straftätern in der forensischen Psychiatrie von hohem Interesse. Hierbei vor allem der Zusammenhang zwischen Straftätern mit ADHS und Alkohol.

Für die vorliegende Arbeit wurden insgesamt 168 Gutachten aller der im Institut für Gerichtliche Psychologie und Psychiatrie in Homburg/Saar untersuchten Probanden, bei denen Alkohol als konstellative Komponente zur Straftat eine Rolle gespielt hat und bei denen zur Erfassung einer kindlichen ADHS die deutsche Kurzform der Wender-Utah- Ratingskala ( WURS-k ), zur Erfassung einer adulten ADHS der ADHS Selbstbeurtteilungsbogen zur Anwendung kam, untersucht. Hiervon erfüllten 55 die Kriterien einer kindlichen ADHS.

Bei insgesamt 137 der 168 Probanden kam zusätzlich der ADHS Selbstbeurteilungsbogen zum Einsatz. Hiervon erfüllten 17 die Kriterien einer persistierenden ADHS. Um Unterschiede zwischen den Straftätern mit ADHS und ohne ADHS zu eruieren, kam die Forensisch-psychiatrische Ratingskala ( FORA ) zur Erfassung der akuten Alkoholintoxikation zum Einsatz. Ziel der Arbeit war es, mit Hilfe der FORA Unterschiede in den Aspekten Tat, Persönlichkeit des Täters und Intoxikationssymptome durch Alkohol zwischen Probanden mit und ohne ADHS zu eruieren.

Die von den Probanden verübten Straftaten umfassten ein weites Spektrum zum Beispiel Körperverletzungen ( auch mit Todesfolge ), Diebstähle, Verkehrsdelikte, Beleidigungen, Sexualdelikte, Mord.

Im Vergleich zu gesunden Straftätern konnte gezeigt werden, dass Straftäter mit kindlicher ADHS signifikant häufiger augenblicksbezogene Taten begingen. Dieser Unterschied wurde beim Vergleich der Straftäter mit persistierender ADHS zu denen ohne ADHS besonders deutlich. Erwartungsgemäß konnte bei Probanden mit ADHS eine signifikant höhere Rate an Mehrfachsubstanzgebrauch und Persönlichkeitsstörungen festgestellt werden. Der Intelligenzquotient war bei Probanden mit ADHS, insbesondere bei persistierender ADHS signifikant häufiger unterdurchschnittlich. Vorstrafen fanden sich bei Straftätern mit kindlicher ADHS signifikant häufiger, Vorstrafen wegen Gewaltdelinquenz vor allem bei persistierender ADHS.

Eine durch häufigen Alkoholkonsum bedingte Alkoholtoleranz konnte bei gesunden Straftätern signifikant häufiger gefunden werden. Ein durch Alkoholkonsum bedingter Führerscheinentzug wider Erwarten signifikant häufiger bei Straftätern ohne ADHS. Diese Ergebnisse unterstreichen, dass der ADHS bei der forensischen-psychiatrischen Begutachtung von Straftätern, bei denen zum Tatzeitpunkt eine Alkoholintoxikation bestand, auch unter dem Aspekt einer möglichen Rezidivdelinquenz eine besondere Bedeutung zugemessen werden muss.

Um die Wirkung des Alkohol auf erwachsene Straftätern mit ADHS bei der Ausübung der Tat besser verstehen zu können, sollten weitere Untersuchungen folgen.

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Alcohol problems of delinquents with and without ADHD

With a prevalence of 3,5 %, ADHD is a frequent psychiatric disorder among adults. The disorder is often associated with substance abuse and delinquency. That is why the ADHD is an important disorder in surveying delinquents in forensic psychiatry, especially the correlation of delinquents with ADHD and alcohol.

168 surveys that were made in the institute of forensic psychology and psychiatry in Homburg / Saar, were used. All of the delinquents in those surveys committed criminal acts under the influence of alcohol and were examined with the german shortform of the Wender-Utah-Rating-Scale in order to find out ADHD symptoms in childhhood. 55 of 168 probands fulfilled the criteria of ADHD in childhood.

137 of 168 delinquents were also examined with the ADHD self-rating behaviour questionnaire in order to find out an ADHD, that has continued on to adulthood. 17 of 137 met the criteria of persistent ADHD.

In order to find out differences between delinquents with and without ADHD the German "Forensic-psychiatric ratingscale of alcohol intoxication" ( FORA ) was used. The intention of this paper was to find out differences in criminal acts, personality of the criminals and symptoms of alcohol intoxication between delinquents with and without ADHD by using the FORA.

The criminal acts committed by the delinquents included assaults, thefts, verbal slanders, traffic offences, sex offences, but also grievous bodily harm resulting in death and murder.

In comparison to delinquents without ADHD those with ADHD in childhood and especially those with persistent ADHD in adulthood showed significantly more often criminal acts that were committed in the blink of an eye. According to expectations, probands with ADHD had a significantly higher rate of multiple substance abuse and personality disorders. The intelligence was significantly more often below average in delinquents with ADHD, especially with persistent ADHD. Previous convictions were significantly more often detected in probands with ADHD, previous convictions because of violence significantly more often in those with persistent ADHD. Delinquents without ADHD showed a significantly higher rate of increased alcohol tolerance. There were significantly more probands without ADHD that were banned from driving after driving under the influence of alcohol.

These results emphasize the importance of ADHD in forenisic-psychiatric surveying of delinquents, that were under the influence of alcohol during the criminal act, especially in terms of relapse into delinquency.

In order to find out more about the effect of alcohol to delinquents with ADHD more studies are necessary.

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Typ:Dissertation
Autor:D. Hohmann
Quelle:http://scidok.sulb.uni-saarland.de/volltexte/2011/4317/
Jahr:2010
Keywords (deutsch):Alkohol, Straftäter, adhs, Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung
Keywords (englisch):Alcohol, delinquents, ADHD
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